Der Wolf ist der Urahn des Hundes. Es gibt über hundert Hunderassen, und alle stammen vom Wolf ab. Man ist heute aufgrund der jüngsten Genforschungen der Auffassung, das die Zähmung des Hundes aus dem Wolf im Lauf der Geschichte nicht nur einmal, sondern mehrmals erfolgte.

Der Wolf bewohnt die wildesten und unzugänglichsten Gebiete der Erde, und er ist auf diese Weise geradezu zu einem Synonym für Wildnis geworden. Überall, wo es große Beutetiere gibt, kann er sich ausbreiten. Doch die jahrhundertlange Verfolgung durch den Menschen hat ihn fast überall ausgerottet, außer in den entlegensten Winkeln der Erde.

Die meisten Wölfe sind grau. Daher die Bezeichnung "Grauer Wolf" für die ganze Art. Doch sind auch schwarze Wölfe verbreitet, besonders in Kanada und Alaska, und wenn man sich dem Polargebiet nähert, also auf den kanadischen Inseln des hohen Nordens und in Grönland, stößt man auf weiße Wölfe. Manche der weißen Arktiswölfen haben jedoch graue Strähnen auf dem Rücken. Schwarze und graue Tiere kann es in ein und demselben Wurf geben. Es kommt auch vor, dass graue Wölfe eine hellere Farbe annehmen, wenn sie älter werden. Die genetischen Ursachen der Hautfärbung der Wölfe sind und unbekannt. Da aber gelegentlich auch schokoladenfarbige silberschwarze und sonstige mischfarbene Exemplare vorkommen, liegt der Schluss nahe, dass solche Mischlinge Kreuzungen von Wölfen unterschiedlicher Farbe sind.

Ein überaus wichtiger Faktor, der die Persönlichkeit eines Wolfes entscheidend prägt, ist seine Position auf der sozialen Rangskala des Rudels. Ein Alpha ist also selbstbewusst, selbstsicher und unternehmungslustiger. Am Fuß der Leiter ist es gerade umgekehrt. Wenn ein hohes Tier seine Position verliert, verliert es auch den Charakter, der mit dieser dominierenden Stellung verbunden ist. Und wenn ein untergeordnetes Tier zu höheren Rängen aufsteigt, nimmt es die entsprechenden Eigenschaften an.

Das Wolfsrudel stellt eine Funktionseinheit dar. Der Kitt, der es zusammenhält, ist das Band der Sympathie, ähnlich dem Band der zuneigung, das menschliche Familien zusammenhält. Das männliche und das weibliche Alpha- Tier sind einander zugetane Partner, und ihre Jungen bleiben bei der Gruppe, weil sie als Nachkommen ihre Eltern < lieben>. Außerdem bildet sich ja auch unter versippten Exemplaren eine Art Zuneigung heraus, was wohl ebenfalls zum Entstehen einer starken Großfamilie mit festem Zusammenhalt beiträgt. Dieses Sippenband wird immer fester, da die Tiere eines Wurfes von frühester Kindheit an ununterbrochen zusammen sind. Die Jungen schlafen und fressen gemeinsahm, folgen einander auf ihren Streifzügen und balgen regelmäßig miteinander. Wenn sie älter werden, helfen sie bei der Versorgung des nächsten Wurfs so eifrig als ob sie selbst die Eltern wären. Die Ordnung im Rudel wird durch eine Ranghierarchie, eine soziale Leiter, aufrecht erhalten.Es ist dies die Wolfsversion der wohlbekannten < Hackordnung>, bei der die Tiere an der Spitze, die Alphas, den anderen übergeordnet sind. Tiere mittleren Ranges werden von den Alphas dominiert, und sie dominieren ihrerseits die Exemplare in den niederen Positionen. In größeren Rudeln kommen sogar < Sündenböcke> vor. Diese < Omegas> werden von allen anderen Tieren des Rudels schikaniert und können aus diesem Grund eines Tages das Rudel verlassen. Die Stellung eines Wolfes auf der sozialen Leiter des Rudels hängt stark von seinem Alter ab. Gewöhnlich sind Alphas die ältesten Tiere, danach kommen ihre ältesten Nachkommen, unter diesen schließlich die jährlinge und neuen Jungen. Ausnahmen sind z.B. alte frühere Vaterwölfe, die als rangniedrige Mitglieder im Rudel leben.